Kapitel 1: Ankunft in Götterfels
Das Banner des krytanischen Königshauses flatterte unruhig im Wind und verdeckte hin und wieder die strahlende Sonne, die hoch am Himmel stand. Mit ruhigem Blick betrachtete Sai den Bug des Luftschiffes, der sich langsam nach vorne neigte und nach und nach den Blick auf herrliche grüne Wiesen und Felder freigab. In der Ferne blitzten die Türme einer imposanten Großstadt auf, auf die das kaiserliche Luftschiff zusteuerte. „Fast zu Hause …“, murmelte jemand hinter Sai auf einmal und die Canthanerin warf einen Seitenblick auf Kasmeer Meade, die mit sehnsüchtigem Blick auf den Horizont starrte. Mit einem flüchtigen Lächeln wandte Sai ihre Augen wieder der immer näher kommenden Hauptstadt der Menschen Tyrias zu und sie spürte, wie die Aufregung in ihr wuchs. ‚Ruhig bleiben, Sai, du bist hier nicht zum Vergnügen. Die Arbeit geht vor‘, mahnte sie sich selbst und verstärkte den Griff um den Haft ihres Streitkolbens. Hinter sich konnte sie die Stimmen von Detektiv Rama und Ministerin Min hören, die sich mit den kaiserlichen Wachen über den Ablauf der Landung unterhielten. „Sobald wir angelegt haben, möchte ich, dass alle Augen und Ohren auf die Kaiserin und ihre Umgebung gerichtet sind. Ich weiß, es ist Neuland und es gibt viel Spannendes zu sehen, aber der Schutz Ihrer Hoheit hat immer noch oberste Priorität“, erklärte Cho Min und Rama nickte bestätigend. Viel mehr bekam Sai nicht mit, denn das Luftschiff hatte zum Landemanöver angesetzt und ließ sich elegant an der Stadtmauer nieder. Sofort nachdem die Schiffsleiter ausgefahren war, setzten sich Ministerin Min und ihre Wachen in Bewegung, um ein Spalier für Kaiserin Ihn zu bilden, die nun auf dem Deck erschien. Kasmeer verbeugte sich und verkündete mit sichtlich nervöser Miene: „Willkommen in Götterfels, Majestät.“ Die Kaiserin Canthas neigte den Kopf und schritt dann anmutig die Treppe des Schiffes hinunter auf die steinerne Terrasse, auf der sich schon eine Menge Krytaner angesammelt hatten. Ganz vorne stand eine Reihe in weiß-silberner Rüstung gekleideter Soldaten und eine wichtig aussehende Frau mit langem roten Haar und strengem Blick. Sai folgte ihrer Kaiserin auf Schritt und Tritt bis hin zu der mysteriösen Frau, die sich tief verbeugte und dann sprach: „Kaiserin Ihn, es ist eine Ehre, Euch in Kryta begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Gräfin Anise, ich bin die rechte Hand Ihrer königlichen Majestät Königin Jennah und während Eures Aufenthaltes Eure erste Ansprechpartnerin. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet …“ Anise machte eine Handbewegung in Richtung eines von Soldaten umringten Steinpfads, über den sich die Gruppe nun auf den Weg zum Palast machte.