Liebes Tagebuch,
mein Tag begann mit einer erfreulichen Nachricht: Gizmal hat mich wissen lassen, dass ich die Schenke in Götterfels für meinen Geburtstag mieten kann, wenngleich nicht umsonst. Der Preis ist in Ordnung, es hätte mich auch deutlich schlimmer treffen können. Dennoch komme ich nicht herum, meinen Geldbeutel wieder etwas aufzufüllen. Bevor ich mich mit diesem Problem beschäftigte, habe ich jedoch zunächst die Einladungen zu meiner Geburtstagsfeier verschickt.
Anschließend informierte ich mich etwas genauer, welche Methoden zum Verdienen von Gold aktuell lohnenswert sind. Einige Vorschläge erschienen mir allerdings zu gefährlich. Auch wenn ich nichts gegen ein wenig Aufregung und Spannung habe, wie beispielsweise beim Südlicht-Überlebenskampf – aber ein Spiel ist doch etwas anderes, als sich in unsichere Nebelportale zu stürzen und uralte Schlachten zu schlagen. Auch wenn die Aktionen wirklich die versprochene Entlohnung einbringen, möchte ich nicht einfach meinen Kopf riskieren. Die Option gegen die Erweckten Palawa Jokos in den Krieg zu ziehen, scheint mir ebenfalls zu riskant. Ich bin einfach keine Kriegerin, weshalb ich es auch ablehnte, mich mit neun anderen Helden in epische Kämpfe gegen verschiedene Monster zu begeben.
Verlockend klang die Idee, mich auf eine Zeitreise zu begeben und die Geschichte rund um die Klinge des Schicksals selbst zu erleben. Aber auch hier schreckten mich die Kämpfe ab – gleichwohl es mir die Geschichte von Eir und Caithe angetan hat.
Eine gänzlich kampffreie Empfehlung gab es schließlich aber doch noch: Sofern ich etwas Startkapital aufbringen konnte, solle ich mein Kapital im Schwarzlöwen-Handelsposten vermehren. Das klingt grundsätzlich zwar angemessen für mich, allerdings scheitert es derzeit am nötigen Kleingeld für einen Einstieg.
So entschloss ich mich letztendlich für eine der ältesten Methoden, dem Sammeln von Materialien: Erze, Holz, seltene Kräuter und was sich sonst noch so im Caledon-Wald finden ließ. Ausgestattet mit Spitzhacke, Holzfälleraxt und Erntesichel machte ich mich auf den Weg – solange ich mich nicht zu weit vom Hain entfernte, sollte mir ja nichts passieren.
Je länger ich unterwegs war, desto weiter traute ich mich vom Hain weg. Bisher war es mir gelungen, sämtliche Feinde zu umgehen. Als ich mich an ein paar Trollen vorbeischleichen wollte, kam es, wie es kommen musste: Ich stürzte in ein Loch, welches ich übersehen hatte. Zum Glück fiel ich nicht tief und verletzte mich nicht. Schnell rappelte ich mich auf und stand wie erstarrt da – im fahlen Licht erkannte ich hünenhafte Gestalten. Hoffentlich hatten die Trolle mich nicht gehört. Vorsichtig schaute ich mich um, dabei entdeckte ich auch den Eingang zu einer Höhle. Ich war hin und her gerissen: Einerseits behagte es mir nicht, mich in eine Höhle voller Trolle zu begeben, andererseits war meine Neugier geweckt – schließlich bin ich Forscherin und die Höhle strahlte etwas Geheimnisvolles aus. Schließlich siegte die Neugier über meine Bedenken. Ich setzte mich langsam in Bewegung und folgte dem Gang. Plötzlich geriet ich kurz aus dem Gleichgewicht, als mein Fuß bis zum Knöchel in eiskaltem Wasser versank. Jetzt auch noch feuchte Schuhe – na toll. Aber wenn ich mich schon einmal dazu entschlossen hatte, die Höhle zu erkunden, wollte ich nicht gleich beim ersten Hindernis umkehren. Das Wasser wurde schnell so tief, dass ich erst schwimmen und schließlich tauchen musste. Der Weg, den ich tauchend zurücklegen musste, war länger als erwartet. Gerade als ich dachte, meine Lungen würden explodieren, durchbrach ich endlich wieder die Wasseroberfläche. Tief sog ich die frische Luft ein, schwamm zum Rand des Wasserbeckens und setzte mich erst einmal an Land, um durchzuatmen. Ich war schon ein wenig stolz auf mich, dass ich mich getraut hatte, in dieses unbekannte Terrain vorzudringen. Nach einer kurzen Verschnaufpause führte der Weg mich weiter durch einen schmalen Gang, der in einer großen Höhle endete.
Der Anblick war ziemlich beeindruckend: Überall lagen kleine, leuchtende Kugeln herum und von der Decke hingen große, an Lianen gebundene Holzstämme. Soweit ich in der dunklen Höhle etwas erkennen konnte, schienen die Stämme einen Weg zu bilden. Ich zögerte erst, kletterte dann aber doch auf den ersten Stamm. Er war rutschig und natürlich schwankte der Stamm hin und her. Als ich meine Balance gefunden hatte, ging ich vorsichtig Schritt für Schritt weiter, um dann mit einem kleinen Satz auf den nächsten Stamm zu springen. Je mehr Stämme ich so passiert hatte, umso sicherer wurde ich in meinen Bewegungen. An einer Gabelung entschied ich mich für den linken Pfad und neben den Stämmen dienten mir nun auch riesige Pilze als Plattform. Dann stand ich an einer zweiten Verzweigung, wieder entschied ich mich für den linken Weg. Bereits einige Sprünge später konnte ich den Wind durch die Blätter rascheln hören – scheinbar hatte ich mich richtig entschieden. Und dann stand ich auch schon wieder im Freien und konnte einen Blick auf den wunderschönen Sonnenuntergang im Caledon-Wald erhaschen. Zum krönenden Abschluss entdeckte ich vor mir im Gras eine kleine goldene Truhe, die ich natürlich sofort öffnete und plünderte. Das war wahrlich ein gelungener Tag und meinen Geldbeutel konnte ich auch wieder füllen.
Gute Nacht, liebes Tagebuch!
Deine Azalee