Verschlingung - Nemo [AUT] - Log 02 - Trockenkuppe

  • Verschlingung – Nemo [AUT] – Log 02 – Trockenkuppe


    Ort: Trockenkuppe – Dorf Wohlstand


    Personen: Nemo [AUT]


    NPC’s: Taimi, Kasmeer, Marjory, Rox, Frostbeißer, Braham, div. Bewohner des Dorfes Wohlstand




    Alte Freunde – Neue Feinde


    Violettes Licht umhüllte Nemo wie eine Glocke und warf das grässliche Geschöpf, als es damit in Kontakt kam, quer durch die Luft und landete unsanft auf einem Felsen. Es sah aus wie ein Hund, doch war es mit Pflanzen überzogen und vom Kopf war nur der blanke Schädel übrig. Er hatte sowas zuvor noch nie gesehen.
    Woher bei Lyssa kommen diese Kreaturen?
    Der junge Mesmer versuchte Überblick über das Chaos zu gewinnen. Kreischende Dorfbewohner flohen vor den grässlichen Kreaturen, die wie aus dem nichts aufgetaucht sind. Jene die sich in Sicherheit wogen, wurden von den Ranken geschnappt und brutal erdrosselt. Nemo konnte die leblosen Körper kaum noch zählen, welche in der Luft hangen.
    Vor Scarlets Wohnung konnte er Rox und Braham ausmachen. Sie hielten dort Stellung und hielten die Kreaturen in Schach.
    „Ahh, Jory!“
    Kasmeers Hilferuf hallte durch Wohlstand. Nemo konnte sie im Norden des Dorfes ausmachen, eingekreist von seltsamen Hüllenkreaturen, welche ihn an den Alptraumhof erinnerten. Ohne zu zögern eilte er in ihre Richtung und kanalisierte bereits seine Magie. Verzweifelt wich Kasmeer den schwerfälligen Attacken der Hüllen aus, doch mit jedem Ausweichschritt wurde sie weiter in die Enge getrieben. Schon bald würde sie niedergetrampelt werden.
    „Zurück Nemo!“, schrie Marjory und in ebendiesen Moment, richtete sie ihre Hände in die Höhe. Grün-schwarze Schwaden entkamen ihren Fingerspitzen und ein Echo, als würde es aus einer anderen Welt kommen, ertönte.Ein riesiges Gerippe bäumte sich vor Kasmeer auf und lies die Hüllen zurückweichen. Dieser Moment schaffte Kasmeer genug Zeit, sich zu konzentrieren. Wo eben noch Kasmeer stand, war nur noch ein verblassendes Licht in Form ihres Selbst.
    Die Hüllen hatten zwar kein Gesicht, doch man konnte ihnen anmerken, dass sie verblüfft, wenn nicht sogar verwirrt waren.
    „Hier oben bin ich!“
    Die Fürstin stand auf einem der Dächer in Wohlstand und ehe die Hüllen ihre Stimme vernahmen, war das Letzte, das sie sahen ein brennendes, rosafarbenes Licht. Selbst Nemo musste sich den Arm vors Gesicht halten, um nicht geblendet zu werden.
    Nemo war immer wieder beeindruckt, über wieviel macht Kasmeer besaß, wenn sie nur einen Augenblick der Ruhe hatte um ihr volles Potential zu entfalten. Auf ihrer letzten Reise hatte sie ihm einige Tricks beigebracht und er konnte es kaum erwarten noch mehr zu lernen.
    Mit einem Blinzeln verließ Kasmeer das Dach und befand sich wieder im Mittelpunkt des Dorfes, bei Marjory und Nemo. Sie musterten die Umgebung und konnten keine Gefahr mehr ausmachen. Die Ranken schienen sich beruhigt zu haben und vor Rox und Braham stapelte sich ein Haufen toter „Hunde“.
    „Was bei den Geistern sind das für Kreaturen und woher kamen sie?“, fluchte Braham während er mit seinem Streitkolben herumfuchtelte. Er sah leicht aus der Fassung gebracht aus.
    „Beruhige dich Braham. Taimi geht es gut. Alles wird wieder gut.“, versuchte Rox ihn zu besänftigen.
    „Was man von den meisten der Dorfbewohner hier nicht behaupten kann“, erwiderte er und deutete nach oben.
    Die Dornenranken hatten ein Dach über das Dorf Wohlstand gespannt und hier und da sah man Dorfbewohner in ihren Fängen eingeschlossen.
    „Gibt es Überlebende?“, fragte Nemo.
    Marjory nickte.
    „Einige sind in die Mine geflüchtet, nachdem hier das Chaos ausbrach. Die Mine war von den Ranken und Kreaturen verschont geblieben. Der Boden dort scheint etwas härter zu sein.“
    „Härter? Jory, meinst du etwa…“
    Sie nickte erneut.
    „Ich habe es selbst gesehen. Diese Kreaturen kamen wie die Dornenranken aus dem Boden. Als wäre ein Samen gepflanzt worden und binnen Sekunden zu diesen Monstrositäten herangewachsen. Und ich befürchte, dass waren nicht die Letzten.“
    „Die Befürchtung habe ich auch. Was diese Kreaturen auch immer hier wollten. Ich glaube wir haben ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht und dass ihnen das ganz und gar nicht gefällt“, sagte Nemo.
    „Wie kommst du auf diese Idee? Für mich machten diese Kreaturen den Eindruck, als wollten sie einfach nur ihre Mordeslust stillen.“, erwiderte Rox.
    Nemo hielt kurz inne.
    „Was hast du?“, fragte Kasmeer mit besorgter Stimme.
    Er blickte durch die Runde.
    „Ich hab es euch nicht erzählt, da ich es nur für ein albernes Hirngespinst hielt. Seit Tagen hatte ich immer wieder denselben Traum. Scarlet war hier in Wohlstand. Lebendig! Und hatte Taimi getötet. Und zwar genau mit diesen Ranken, die sich nun hier überall befinden. Als hätte ich eine Vision gehabt und sie Tag für Tag ignoriert.“
    Schweigen machte sich in der Runde breit, ehe es von einer aufknallenden Tür unterbrochen wurde.
    „Nemo liegt gar nicht mal so falsch. Es besteht eine siebenundachtzig prozentige Chance, dass Scarlet tatsächlich an dem hier Schuld ist.“
    Taimis Golem stolperte unbeholfen aus Scarlets Wohnung und gestikulierte wild mit den Armen.
    „Wir kommst du auf diese Idee?“, fragte Braham.
    „Nun, wir wissen, dass Scarlet einen Impuls in den Leylinien freigesetzt hat und dieser etwas in Gang gesetzt hat. Oder besser gesagt: etwas geweckt.“
    „Du meinst etwa dieses Brüllen, dass kurz nachher in ganz Tyria zu hören war?“
    Taimis Golem nickte.
    „Während ihr hier gekämpft habt, habe ich diesen Moment genutzt um etwas über diese Kreaturen herauszufinden. Ich habe sie zwar nicht gesehen, doch Schraddel konnte interessante Werte von ihnen aufnehmen. Interessant und gleichzeitig… sehr beunruhigend.“
    Taimi pausierte und atmete tief ein.
    „Und? Um was handelt es sich hierbei?“, fragte Rox neugierig nach.
    „Es besteht die einhundertprozentige Chance, dass es sich um die Diener eines Drachen handelt. Diese Kreaturen strahlten alle Drachenenergie ab und das nicht zu wenig.“
    Kasmeer musste hicksen. Ihr Markenzeichen, wenn sie Angst bekam.
    „Ein weiterer Drache… Als wären die restlichen vier nicht schon genug, erscheint jetzt noch ein Fünfter?“ Braham schleuderte vor Wut einen Stein mit seinem Streitkolben weg.
    „Mordremoth.“
    Die Gesichter wandten sich zu Marjory.
    „Was hast du gesagt?“, fragte Kasmeer nach.
    „Mordremoth. Dieser Name ist mir ein paar Wochen vor unserer Abreise untergekommen. In einem Buch der Abtei. Es handelt sich dabei um einen „Pflanzendrachen“, von dem aber nicht viel bekannt ist. Er war der letzte der erwachte und der letzte der sich wieder zur Ruhe setzte. Scarlet dürfte ihn wohl durch den Impuls aus seinen Zyklus gerissen haben.“
    „Und nun hat das Vieh Hunger und schickt seine Diener auf die Suche nach Futter“, sprach Rox.
    Taimi nickte.
    „Wir müssen unbedingt die Höhle finden, von der Scarlet gesprochen hat. Wenn diese Leylinie tatsächlich existiert könnte es sein…“
    „… das sich diese Kreaturen dort bereits eingenistet haben.“, vollendete Nemo ihren Satz.
    „Wollt ihr das tatsächlich machen? Ist das nicht eher ein Fall für den Pakt?“, fragte Kasmeer, immer noch vom Schluckauf überwältigt.
    „Der Pakt ist nach wie vor beschäftigt, die Untoten in Orr zu halten. Zhaitan mag tot sein, doch seine Diener sind nach wie vor eine Gefahr. Und ich weiß nicht, ob es schlau ist, Trahaerne in diese Sache reinzuziehen. Dieser Mordremoth hat anscheinend schon zwei Sylvaries den Verstand geraubt. Einen wahnsinnigen Paktanführer brauchen wir nicht.“, erwiderte Nemo.
    „Und was schlägst du vor? Wir sechs sollen einen Altdrachen aufhalten?“, fragte Braham.
    Frostbeißer zirpte aufgeregt.
    „Ich meinte wir sieben. Entschuldigung.“
    Nemo überlegte kurz.„In Wurzelnest gibt es eine Poststelle. Ich kenne einige Leute, die mir in vergangen Zeiten oft geholfen haben, auch beim Kampf gegen Zhaitan. Sie sind nicht dem Pakt unterstellt. Ich werde sie von der Situation hier in Kenntnis setzen und um Beistand bitten.“
    „Eine gute Idee Nemo. Ich werde Gräfin Anise ebenfalls eine Nachricht zukommen lassen, dass Tyria erneut in Gefahr ist. Ihr solltet ebenfalls eure Anführer informieren.“
    Rox und Braham nickten.
    „Doch vorher sollten wir die Toten befreien und ihnen die letzte Ehre erweisen“, sprach Marjory.


    Noch ehe die Sonne unterging und das Wehklagen zu Ende war, färbten unzählige Tauben den Himmel über Wurzelnest weiß.