Über 2 Jahre sind nun schon vergangen, als ich meine "Heimat" verlassen habe. All diese Geschichten, Erlebnisse und Begegnungen, welche mir wiederfahren sind, es ist schwierig das alles in Worte für Euch zu schreiben. Daher beschränke ich mich auf das Wesentliche...
Wie ich im letzten Beitrag geschrieben habe, war ich damals am Bodensee und habe dort in einer Werft gearbeitet. 3 1/2 Monate war ich dort und habe es mir dort recht gemühtlich gemacht. Ich habe neue Menschen kennengelernt und auch mein 25. Geburtstag stand gen Ende meiner Zeit dort vor der Türe. Dieser Tag war nicht wirklich was besonderes, es war eher der Abend, an welchem ich ein Mädchen zum Essen und ins Kino eingeladen habe, welchen ich bis heute noch sehr gerne in Erinnerung behalte.
In dieser Zeit habe ich Mittelaltermärkte schätzen gelernt. Ich traf mich dort immer wieder mit den selben Leuten, die sich dafür immer die unterschiedlichsten Outfits zusammengestellt haben, um in das Bild dieses Marktes zu passen. Mein Outfit brauchte ich ja nicht anzupassen, bis auf den Hut bin ich in meinem Erscheinungsbild relativ eingeschränkt, was variationen betrifft.
Mitte Oktober reiste ich von dieser Umgebung ab. Ich habe gemerkt, dass ich dort Leute hinterlassen habe welche mir ans Herz gewachsen sind. In den Monaten danach bis Anfang Februar hatte ich dorthin eine vielzahl an Briefen gesendet, in der Hoffnung man möge mich nicht vergssen. Bis zum heutigen Tage (und auch hoffentlich darüber hinaus) kann ich behaupten, nein sie haben mich nicht vergessen und dafür bin ich diesen Menschen zu großem Dank verpflichtet.
Doch was geschah in diesen 4 Monaten bis Anfang Februar?
Ich reiste kreuz und quer durch die deutschsprachigen Lande und versuchte ein paar Gesellen aufzutreiben, mit welchen ich die kommenden Wintermonate in wärmeren Gefilden dieser Welt verbringen konnte. Es kam zu einem Angebot eines Deutschen, der eine Farm im Kruger National-Park in Süd-Afrika hat, für welchen wir einen Anbau seines dortigen Anwesens und Unterkünfte für Touristen bauen sollten. Er würde uns Hin- und Rückflug zahlen, sich um das Visum und vor allem um das Material und Werkzeug kümmern. Die Tage und Nächte wurden immer kälter und es wurde immer unangenehmer draußen zu schlafen und somit lernte ich auch die wirklich kalte Seite des Winters kennen. Die kälte macht einem wirklich zu schaffen und ich sehnte mich an vielen Tagen nach dem Sommer oder nach einem einfachen geschützen Schlafplatz. Es gab Nächte, in den ich vor Schlafentzug einfach weitergelaufen bin, bis der Morgengrauen zu sehen war. Am Tage sind die Menschen nicht so Misstrauisch wie in der Nacht.
Eines Tages im November kam ich durch ein kleines Dorf nahe Zell am See in Österreich und schlief wärend des Gehens ein. Die gesammte Nacht durch, trieb ich mich in den Bergen herum und versuchte nicht an das zu denken was kommen musste... die Müdigkeit. Nun in diesem Dorf beim Gehen eingeschlafen, prallte ich gegen einen ältere Dame, die mich wieder "aufweckte". Sie wirkte verdutzt einen Wandergesellen zu sehen und bemerkte sofort, dass mit mir etwas nicht stimmte. Da schoss wohl der mütterliche Instinkt wieder bei ihr hervor, nahm mich an dem Arme und gab mir für die kommenden 2 Tage ein warmes Gästezimmer. Eine Tat der Nächstenliebe, welche ich nicht vergessen kann.
Ich sah es als eine Selbverständlichkeit an, diverse Zimmertüren oder Schubkästen wieder gangbar für sie zu machen, als Dankeschön für ihre Gastfreundschaft. Unverhofft kommt oft, so sagt man doch oder?
Die Weihnachtszeit begann, ich bereitete mich mit den anderen Gesellen auf die bevorstehende Zeit in Afrika vor und kurz nach Silvester kam die vernichtende Nachricht, dass dieser Plan mit dem Anbau auf der Farm geplatzt sei. Man sollte sich nicht auf alles verlassen, obwohl es in meinen Ohren so sicher wie das Amen in der Kirche war...
Die Gesellen in alle Himmelsrichtungen verstreut, weil jeder seinen eigenen Plänen nachjagte flog ich am 5. Februar Hals über Kopf und völlig spontan von Frankfurt nach Windhoek in Namibia (Afrika). Mit weniger als 100€ in der Tasche und keinem Rückflugticket reiste ich in ein mir völlig unbekanntes Land ein.
In Windhoek selbst haben wir eine Herberge für uns Wandergesellen und hoffte, dass ich dort irgendwie Arbeit finden werde, um mein Rückflugticktet zu besorgen. Arbeit gab ohne Ende und ich blieb dort rund 7 Wochen, was im ersten Moment nicht wirklich viel klingen mag, jedoch musste ich zu einem großen treffen nach Kiel, welches zu Ostern nur alle 4 Jahre stattfindet, ein muss für jeden reisenden Gesellen.
Das Klima in Namibia war weitaus besser als das in Deutschland. Durchgängig 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit, hat die Sache nochmal angenehmer für uns alle gemacht. Insgesammt waren wir dort 8 Gesellen und der Spaß blieb bei dieser Konstellation bei weitem nicht auf der Strecke. Es war schön dort keine Frage. Jedoch, ich als Dichter, Lyiker und Schreiber hat es dort nicht leicht. Es hat 5 Wochen gedauert bis die Leute mit denen ich zu tun hatte verstanden haben was ich da Abend für Abend an meinem Schreibtisch gemacht habe und sie haben es schätzen gelernt. Was meine Arbeiten als Schreiber usw. brifft bin ich Fremden gegenüber noch ziehmlich scheu und habe Angst sie könnten es missverstehen oder es sogar verteufeln.
Ende März flog ich wieder zurück und treibe wieder mein Unwesen hier in Europa. Mitte Mai werde ich an einem Theater zwischen Bayreuth und Bamberg als Bühnenbildner- bauer, Techniker und Mädchen für alles, angestellt sein. Man hat mich einfach auf der Straße angesprochen und ich konnte dieses Angebot, es wenigstens mir anzusehen, nicht wiederstehen.
Die Pläne danach? Wer weiß das schon... ? Wir werden sehen
Die liebsten Grüße an Euch allen!
Taron Tarorosch
PS: Wenn man zu lange im Regen steht, wird man nass...