Ort: Der Hain - Haus des Kahedins ; Umgebung der Omphalos-Kammer und die Kammer selbst (in allen Posts gleichbleibend)
Personen: Amelia De Molia ; Nemo (in allen Posts gleichbleibend)
NPC's: Taiscelai (Alte Freundin der Familie De Molia; Gärtnerin) ; Hainhüter Lochin ; Avatar des Blassen Baums
Ungewisse Zukunft
Den kurzen Weg zum Hain habe ich schnell hinter mich gebracht. Ich erinnere mich noch dunkel daran, dass Taiscelai im Hause des Kahedins wohnt und das sich eben dieses in der untersten Ebene des Hains befindet. Also schlage ich den direkten Weg dorthin ein - immer darauf bedacht, mich nicht zu verirren, was mir als Kind hier öfter passiert ist.
Diesmal gelingt es mir tatsächlich auf Anhieb immer an der richtigen Stelle abzubiegen. Noch bevor ich die unterste Ebene erreiche, vernehme ich meinen Namen. "Amelia?" Ich drehe mich im Kreis und versuche die Quelle der Rufe ausfindig zu machen. "Amelia!" Dann finde ich sie - Taiscelai - sie steht unweit von mir entfernt und winkt mir zu. Nach wenigen Schritten bin ich bei ihr. Noch bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, hat sie mich umarmt, "Es ist so schön dich wiederzusehen." Sie lässt mich wieder los und ich kann schon wieder nur nicken. 'Warum haben mich eigentlich alle so vermisst? Soll ich mir tatsächlich nur eingebildet haben, dass ich ganz allein da stehe?' Schließlich finde ich meine Stimme wieder, "Ich freue mich auch dich wiederzusehen, Taiscelai. Ist Arwendas Taube bei dir angekommen?" Sie nickt, "Ja, ist sie. Ich konnte Lochin auch schon davon überzeugen, dass es dringlich ist, dass du eine Audienz beim Blassen Baum erhälst." "Ich... ich weiss gar nicht so genau, ob es wirklich dringlich ist.", muss ich gestehen. "Ich habe das Gefühl, in etwas hinein gestolpert zu sein. Und dieses "etwas" scheinen alle anderen viel besser zu verstehen als ich selbst. Arwenda meinte, der Baum könne mir einen Teil meiner Fragen beantworten. Aber ich weiss gar nicht, welcher Teil das sein sollte - eigentlich will ich doch nur Sephia finden.", ich breche ab und schlucke den Kloß wieder runter, der sich während des Redens in meinem Hals gebildet hat. Die Gärtnerin schaut mich ernst an, "Bist du dir denn sicher, dass sie noch lebt?" Ohne zu überlegen, nicke ich. "Aber mehr weisst du nicht?" Diesmal schüttele ich leicht den Kopf - aber wieder, ohne darüber nachzudenken. "Ich denke, der Blasse Baum wird dir dabei helfen können, deine Gefühle zu deuten. Ausserdem kann sie dir zeigen, welche Rolle du in dem spielen wirst, was Tyria bevorsteht.."
Ich bin stumm und nachdenklich, weil ich das alles hier immer noch nicht wirklich begreife. Taiscelai setzt sich langsam in Bewegung, "Komm, lassen wir sie nicht länger warten. Zur Zeit finden viele Helden ihren Weg hier her, also ist deine Zeit bei ihr nur begrenzt."
Auch wenn wir anscheinend nicht so viel Zeit haben, bewältigen wir den Weg nach oben zur Kammer zu Fuß. Ich denke, Taiscelai möchte mir diese Zeit noch einräumen, damit ich meine Gedanken ordnen kann. Wir erreichen die obere Ebene und ich schaue mich kurz um, irgendetwas ist hier, dass meine Aufmerksamkeit braucht. Ich stehe schon direkt am Aufgang zu Kammer als mein Blick kurz auf einer Person ruhen bleibt. Aber noch bevor ich erkennen konnte, wer er sein könnte, befinde ich mich schon auf dem Weg nach oben in die Kammer.
'Diese Blätter-Aufzüge sind eine interessante Erfindung', denke ich mir wohl schon zum hundertsten Mal. Ich steige oben aus und werde direkt von einem anderen Sylvari in Empfang genommen, "Hallo, ich bin Lochin. Bist du die junge Frau von der Taiscelai gesprochen hat?" Ich nicke zur Antwort. "Gut, dass du endlich da bist. Geh bitte direkt zum Blassen Baum - alle anderen müssen warten, bis du fertig bist.", er zwinkert mir leicht zu.
Mit weichen Knien setze ich mich in Bewegung. "Hallo Amelia, ich freue mich, dich zu sehen. Du warst noch ein Kind, als du das letzte Mal bei mir warst." Entgegen meiner Erwartung, gelingt es mir mit fester, ruhiger Stimme sofort zu antworten, "Ich danke Euch, dass Ihr mir so schnell eine Audienz gewährt habt. Ich weiss das wirklich sehr zu schätzen." "Was kann ich für dich tun?" "Arwenda schickt mich zu Euch, sie meint, Ihr könntet mir sagen, welche Rolle ich noch spielen werde und sie sprach davon, dass Ihr wüsstet, wonach ich eigentlich genau auf der Suche bin. Und..." "Ganz ruhig. So viele Fragen auf einmal vermag ich nicht zu beantworten.", sie lächelt. "Amelia, ich kann dir nicht sagen, welche Rolle du genau einnehmen wirst. Die Antwort auf diese Frage kannst du dir nur selbst geben. Du trägst sie tief in dir - deine Entscheidungen, dein Mut und dein Wille.." Ich seufze leicht. 'Was hatte ich eigentlich für Antworten erwartet?' "Wonach du suchst, kann ich dir beantworten. Du suchst jemandem, dem du vertrauen kannst. Du bist es leid, allein zu sein, auch wenn du das nie zugeben würdest. Und du suchst nach der Antwort, was aus deiner Schwester geworden ist, ob es sich noch lohnt, nach ihr zu suchen." Meine Augen füllen sich mit Tränen, ohne dass ich etwas dagegen tun kann, diese Worte treffen mich wesentlich härter, als erwartet. "Lohnt es sich denn? Könnt Ihr mir das auch beantworten?", bringe ich gerade so noch hervor. Der Blasse Baum lächelt sanft, "Ja, Amelia. Die Suche lohnt sich. Auch wenn ich nicht weiss, wo deine Schwester ist. Ich weiss, dass sie noch lebt und ich spüre, dass deine Liebe zu ihr stark genug ist, sodass du sie auch eines Tages finden wirst."
Kaum noch fähig zu reden, nicke ich, "Ich danke Euch." Der Blasse Baum lächelt mir zu, es bedarf wohl keiner weiteren Worte. So wende ich mich zum Gehen.
Ich wische mir die Tränen aus den Augen und als ich wieder klarer sehen kann, fällt mein Blick wieder auf eben jene Person, die mir gerade schon einmal aufgefallen ist ... 'Wer bist du?' Der Unbekannte zieht so viel meiner Aufmerksamkeit auf sich, dass ich gerade noch so abbremsen kann, um nicht in den Sylvari vor mir hinein zu laufen. Ich steige in den Blätterkokon, der mich wieder nach unten bringt, wo Taiscelai und der Baron auf mich warten.
'Ich weiss also immer noch nicht, welche Rolle ich im Kampf gegen Mordremoth spielen werde. Aber ich weiss jetzt, dass Sephia noch lebt und das die letzten 14 Jahre meines Lebens nicht umsonst waren.' Dieser Gedanke und das monotone Schnurren Scrufflebutts beruhigen mich. 'Aber wer ist dieser Unbekannte? Und warum zieht er meine Aufmerksamkeit so stark auf sich?' Arwendas Abschiedsworte klingen in meinem Kopf nach. 'Soll er es etwa sein? Der Gefährte, dem man vertrauen kann? Ist das hier die richtige Zeit und der richtige Ort? Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein...'
Ich lass mich auf eine große Blüte sinken und ertappe mich dabei, wie ich immer wieder zum Aufzug der Kammer schaue...