Halloween 2018: Tagebucheintrag 11

Noch 31 Tage bis zur Ankunft in Kryta im Jahr 506 nach der Verbannung in die Nebel


Liebes Tagebuch,


heute musste ich mich vor dem Gericht des VERRÜCKTEN KÖNIGS verantworten. Wie so ziemlich alles hier am Hof kann man auch die Urteile und Wendungen bei diesem Gericht niemals vorhersagen – wobei, das stimmt nicht ganz. Sicher ist immer, dass irgendjemand am Ende leiden muss. Je länger, desto besser und noch heute Morgen war ich voll und ganz davon überzeugt, dass ich dieses Mal derjenige wäre, der zu leiden hat. Erfreulicher Weise kam es anders – der Dummheit einiger Beteiligten sei Dank! Aber lass mich die Erzählung von vorne starten.


Ich betrat die Halle des schmerzvollen Urteils und rechnete felsenfest mit einem unwürdigen Ende meines Daseins. Der komplette Hofstaat war anwesend und geierte nach meinem Elend, wie ein Altdrache nach Magie. Da war die verrückte Alchemistin, die sehr zu meiner Verwunderung gar nicht glücklich aussah. Dann die Hofdame Amabel. Ebenso wie der Chefkoch mit seinen zwei toten Küchengehilfen, Sumner der Rachsüchtige, Brigadegeneral Kernel, Herold Bruce, der linke Hund! Das war doch garantiert kein Zufall, dass ich ausgerechnet gestern dazu auserwählt worden war, an der Tafel des KÖNIGS zu bedienen! Sogar Mogg war da, noch immer mit einem geschienten Arm und einem dicken Kopfverband. Nur die Edelfrau Acreni fehlte, was nicht verwunderlich war nach der Suppenexplosion mitten in ihrem Gesicht. Ihre blutig geschminkte Visage nicht sehen zu müssen, schien das einzig Gute an diesem Tag zu sein. Als Richter fühlte sich natürlich der VERRÜCKTE KÖNIG höchstselbst einberufen – wer auch sonst? Diesen Spaß würde sich unser Herrscher schließlich niemals entgehen lassen. Neben KÖNIG THORN saß der Blutige Prinz und sah ebenfalls überhaupt nicht glücklich aus. Nach einer langen Rede versprach unser KÖNIG dem Schuldigen einen langen und schmerzhaften Tod, beziehungsweise Untod. Schließlich krachte der Richterhammer auf das Pult und dann ging es los.


Wie nicht anders zu erwarten war, zerrissen sich alle die Mäuler über mich, verfluchten und verspotteten mich für diesen idiotischen Plan, unseren König zu ermorden. Ermorden! Tatsächlich! Für wie dumm hielten die mich! Ganz davon abgesehen, dass ich oder irgendwer sonst hier niemals so dämlich sein konnte zu versuchen, OSWALD THORN zu ermorden. In seinem eigenen Reich konnte man dem VERRÜCKTEN KÖNIG nicht einmal einen Kratzer in die Kürbismaske schnitzen!


In diesem Moment fiel mir ein, dass das so nicht stimmte. Es gab jemanden, der sicher auch nach all den Jahrhunderten nicht müde war, sein Glück zu versuchen. Die Frage war nur: Wie konnte ich das Gericht dazu bringen, das ebenfalls zu erkennen? „Mein verehrter KÖNIG, ich wurde in die Irre geführt. Niemals brächte ich es übers Herz, mich an Eurer Abscheulichkeit zu vergreifen!“, plädierte ich für meine Unschuld und erzählte die Geschichte, wie der Herold mich rekrutiert hatte.


„Lüge!“, warf der Herold ein und bezichtigte mich, dass man mir grundsätzlich nicht trauen könne, schließlich hätte ich mich während meiner Pflichterfüllung einem Sterblichen gezeigt – und natürlich legte Bruce als Beweis meiner Unglaubwürdigkeit einen Druck vor, der mich reitend auf dem Charrjungen in Aschfurt zeigte. Der König lachte und verlangte die komplette Geschichte von mir zu hören und ich erzählte sie ihm. So viel dazu, dass das niemals an die Öffentlichkeit kommen sollte. „Ich habe das doch nur gemacht, um Euren Befehl nach bestem Wissen und Gewissen ausführen zu können!“, endete ich und sogleich warf der Blutige Prinz ein: „Ich habe dem Angeklagten befohlen, sich vom Labyrinthschreck fressen zu lassen und er hat alles getan, um diesen Befehl zu verweigern!“


Der Hof lachte und zu meinem Glück winkte der KÖNIG ab. „Diese Hetzjagd war wunderbar, mein intriganter Sohn! Sie hat mich hervorragend unterhalten und auch, dass du zu dumm warst, dem Labyrinthschreck den richtigen Weg zu weisen! Dieser Fehler sei dem Angeklagten verziehen!“


Die Erleichterung ließ mich beinahe zusammensacken, als der Prinz einen Tobsuchtsanfall bekam. „Niemals funktionieren meine Pläne! Der ganze Hof macht sich lustig über mich und du lachst mit, Vater! Dieser unfähige Dummkopf da ist nicht einmal in der Lage, richtig Essen zu servieren, und du ziehst ihn mir dennoch vor!“


„Ich ziehe den ganzen Hof dir vor, mein missratener Sohn!“


Da! Da war meine Chance! „Mein hochgelobter KÖNIG, dessen Urteilskraft, Gerechtigkeitsempfinden und Humor zu allen Zeiten ungetrübt ist, der Blutige Prinz allein betrauert den glücklichen Umstand, dass Ihr unversehrt seid! Ebenso hörte ich, dass Euer Herold in letzter Zeit oft die Nähe des Prinzen gesucht hat. Vielleicht haben sie etwas zu verbergen?“


Endlich kam Leben in die Verhandlung. Der Rest war ein Selbstläufer, in dem der Prinz einen Tobsuchtsanfall nach dem anderen bekam. Welch Glück für mein bescheidenes Dasein! Tatsächlich verstrickten sich Prinz und Herold immer weiter im Gewirr der Widersprüche.


„Genug!“, brüllte da unser KÖNIG. „Dieses Theater wird langweilig! Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der Angeklagte sein Möglichstes getan hat, um mich vor Schaden zu bewahren!“, lachte er, als wäre das ein großartiger Witz. „Aber irgendjemand muss leiden, sonst wird es langweilig. Sohn! Du hast meine Erwartungen einmal mehr voll erfüllt und bewiesen, dass du komplett unfähig bist und es niemals wert sein wirst, meinen Hof zu regieren! Und Herold! Du darfst meinem Sohn bei seiner Unfähigkeit Gesellschaft leisten. In Tyria brauche ich dich leider, aber solange wir in meinem Reich sind, wirst du zusammen mit meinem Sohn und dem Labyrinthschreck in meinem Labyrinth der Verrückten spielen dürfen! Erweise dich der Ehre für würdig, mich zu unterhalten!“


Wahnsinn! Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass das Gericht des VERRÜCKTEN KÖNIGS tatsächlich für Gerechtigkeit sorgen würde.

Der Zeitraum für diese Aufgabe ist abgelaufen.