Halloween 2018: Tagebucheintrag 7

Noch 45 Tage bis zur Ankunft in Kryta im Jahr 506 nach der Verbannung in die Nebel


Liebes Tagebuch,


ich stecke in der Kloake! Und zwar bis über beide Ohren. Das, was niemals, unter keinen Umständen hätte passieren dürfen, ist passiert und nun wissen die Nebel allein, was die Folgen sein werden. Der Chefkoch zumindest ist schwer wütend auf mich und dass diese Vierteltonne Charr bereits tot und ein Geist ist, ändert leider nichts daran, dass er absolut furchteinflößend ist!


Aber beginne ich am Anfang: Wie in jeder freien Minute arbeitete ich in meinem Labor und war dabei, einen Haufen quirliger Kreaturen, die ihrem neuen Aufgabenfeld nur wenig Liebe entgegenbrachten, in den alten Mini-Maker 3000 zu treiben. Die verzauberten Abbilder unseres geliebten und allseits wertgeschätzten KÖNIGS THORN haben es dabei jedoch in sich – man könnte sagen, sie erweisen ihrem Vorbild jede Ehre, bevor sie endlich gezähmt werden können. Heute hatte ich mir ein ganzes Rudel dieser kleinen Wahnsinnigen vorgeknöpft und war fast fertig mit ihnen. Bis auf einen waren alle bereits in der Kiste mit ihren Mini-Artgenossen verschwunden, als Edelfrau Acreni mein Labor betrat und die Tür dabei offenstehen ließ. Ich konnte kaum ein: „Mach die verfluchte Tür zu!“, rufen. (Das ist wörtlich und keinesfalls als Schimpfwort gemeint. Die Tür zu meinem Labor ist verflucht, anderenfalls würde mir ständig irgendein Elementar- oder Höllenhundableger meine Tür zu Kleinholz verarbeiten, um dann abzuhauen.)


Acreni grinste bloß, als das verzauberte Abbild unseres HERRN auf sie zu rannte und durch die Tür schlüpfte. Hatte ich mir das nur eingebildet oder hatte diese Ausgeburt von einem Oger und einer Skritt dem flüchtenden Abbild tatsächlich die Tür noch ein Stück geöffnet? „Ups“, sagte Acreni nur und grinste noch breiter, was bei ihrem blutig geschminkten Gesicht nie ein erhebender Anblick ist. „Aber warum ich zu dir komme, mein Lieber …“

„Ich komm dir auch gleich! Raus aus meinem Labor!“, keifte ich und konnte nur mühsam meine Panik verbergen. Immerhin gehorchte diese unsägliche Edelfrau und verschwand wieder, als ich an ihr vorbei aus meinem Labor rannte, dem flüchtenden Abbild von OSWALD THORN nach.


Ich fand das kleine Monstrum endlich beim Chefkoch, wo es gerade die Küche fachgerecht auseinandernahm. Der Küchenjunge lag bereits in der Feuerstelle und versuchte sich zu löschen, ein Küchenmädchen versuchte beherzt, das Abbild zu fangen, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel auf einen Mehlsack, der daraufhin in einer weißen Wolke platzte. Die anschließende Mehlstaubexplosion hätte jedem Asura vom Kolleg der Dynamik vor Neid die Tränen in die Augen getrieben. Ein gackerndes Lachen hallte durch das Chaos, denn das verzauberte Abbild des VERRÜCKTEN KÖNIGS hatte die Katastrophe leider nahezu unbeschadet überstanden. Und die Küchenhilfen? Vermutlich dürften die ihren Dienst demnächst als Geister antreten. Der Chefkoch brüllte vor Wut, sprang mit einem Satz über sein zerstörtes Küchenmobiliar und zog dem kleinen KÖNIG THORN die Eisenpfanne über den Kürbisschädel. „DU!“, brüllte er und warf mir das bewusstlose Abbild zu. So im Koma sah dieses Ding doch eigentlich ganz harmlos aus – nur der verbogene Zacken in der Krone und der angesengte Mantelsaum zeugten von seinen Untaten. „Das ist dein Geschmeiß! Dafür wirst du gradestehen!“


Und so kam es, dass ich für den Rest des Jahres in der Küche des Chefkochs meinen Dienst ableisten muss. Achso, wer auch immer ein Mini unseres HERRN mit den erwähnten leichten Beschädigungen findet – seid so nett und zieht diesem Biest vielleicht noch einmal eines mit einem schweren Gegenstand über. So als Dankeschön.

Der Zeitraum für diese Aufgabe ist abgelaufen.