Noch 57 Tage bis zur Ankunft in Kryta im Jahr 506 nach der
Verbannung in die Nebel
Liebes Tagebuch,
heute Morgen verkündete der Herold, dass freiwillige Helfer
gesucht werden, um die allseits geliebten „Süßes oder Saures“-Taschen zu
packen. Und wenn unser hochverehrter und von allen geliebter KÖNIG der
Verrückten und Wahnsinnigen etwas von „freiwillig“ erzählt, dann meint er damit,
dass absolut jeder, der nicht unmittelbar damit beschäftigt ist, IHM seinen
Untod zu versüßen, sich sofort und umgehend freiwillig zu melden hat. Was diese
Süßigkeitenbeutel betrifft, ist das ohnehin der absolute Wahnsinn! Reine
Schikane, dass wir die alle jedes Jahr tatsächlich von Hand packen müssen –
mit Liebe verpackt, um den Lebenden Tyrias unsere Wertschätzung zu zeigen! Was für
ein Humbug! Einen Gegenstand, der mit mehr Hass und Frust angefertigt wurde
als diese Taschen, wird sich in ganz Tyria kaum finden lassen und jedes Jahr
werden es gefühlt immer mehr von diesen unsäglichen Beuteln! Besonders schlimm
wird es dann, wenn auf einige von den Dingern auch noch Namen geschrieben
werden müssen – holen mich die Nebel, man kann sich keine Vorstellung davon
machen, wie die Leute in Tyria teilweise heißen!
Außerdem kam ich wieder nicht dazu, meine eigentlichen
Aufgaben zu erledigen. So langsam wird es wirklich eng mit der Zeit! Wenn ich
nicht pünktlich zur Ankunft unseres HERRN meinen Platz in SEINEM Hofstaat
einnehmen kann, werde ich für den Rest meines Daseins diesen unsichtbaren Gaul,
ähm, das edle Ross unseres HERRN striegeln dürfen – wenn ich Glück habe!
Die einzige Genugtuung heute war, dass diese Person von
Alchemistin ebenso mit in der Falle hing wie ich. Den ganzen Tag tat sie
nichts anderes als Tonnen von albernen Verwandlungstränken zu brauen und zu uns
zu schaffen, damit wir das Zeug einpacken konnten. War die sauer deswegen! Aber was
soll ich sagen? Na gut, die paar Minis von Zuzu, die in die Beutel gepackt
werden, konnte ich auch noch entbehren und dieses brennende Skelett stelle ich
schließlich nur dafür her. Das einzige Problem sind die Höllenhunde, die sich,
wie so ziemlich alles, nur sehr widerstrebend in den Mini-maker 3000 setzten.
Zum Glück sind Höllenhunde in der Regel dumm wie Skritt, die zu viel Ektoplasma
geschnupft haben.
„Hier, fang!“, hörte ich die Edelfrau Acreni in meine
Richtung rufen, doch weil sie es war, sprang ich lieber zur Seite, um das
Geschoss durchzulassen. Zwei Meter neben mir platschte etwas auf den Boden und begann
fürchterlich zu stinken. Kein alchemistisches Gebräu sondern gleich ein ganzer
Beutel fauler Eier. Stimmt ja, die gehören auch in die Taschen.
Die Edelfrau verzog enttäuscht ihren blutig geschminkten
Mund. Aber nur, bis die Tür aufging und Sumner der Rachsüchtige mit einer Ladung
glasierter Birnentorten vom Chefkoch hereinkam. Beladen bis an die Hörner trat
die Riesenmietze in die Lache aus faulen Eiern und kam ins Rutschen. Ich schaffte
es gerade noch, mich in Sicherheit zu bringen, als eine Lawine aus vorzüglichem
Nachtisch Mogg unter sich begrub. Der arme Kerl! Nun liegt er mit schwerem
Birnentortentrauma im Bett – wer soll denn jetzt bloß meinen Mini-maker 3000 in
Schuss halten? Sollte das Ding eines Tages ausfallen, bin ich geliefert! Wo
bekommen wir denn jetzt auf die Schnelle noch einen Asura für die Wartung her?
Findet sich da jemand? Vielleicht unter den Tyrianern mit den absurden Namen?
Ist da ein Experte für seit 200 Jahren veraltete Asuratechnik dabei? Wenn ja,
der Hof der Verrückten sucht DICH!