Noch 38 Tage bis zur Ankunft in Kryta im Jahr 506 nach der
Verbannung in die Nebel
Liebes Tagebuch,
seit einer Woche schufte ich nun schon in der Küche des
VERRÜCKTEN KÖNIGS und der Chefkoch lässt mir keine ruhige Minute mehr. Wann
immer ich mit einer Aufgabe fertig bin, scheucht er mich sogleich zur nächsten.
Heute musste ich den ganzen Tag Kürbisse putzen und anschließend die nächste
Ladung von den Erntehelfern holen. Ich habe Kürbisse noch nie besonders gemocht
und nach dem heutigen Tag kann ich klar und deutlich sagen, dass ich diese
Dinger abgrundtief hasse! Ganz besonders diese mutierten Monster vom Feld der
verrückten Alchemistin. Die Nebel allein wissen, was die da für Zeug auf dem
Acker verteilt, denn diese Kürbisse sind groß genug, dass entweder ein Mensch
oder eine ganze Asurafamilie problemlos darin wohnen kann.
Also schabte ich mich mit einem großen Löffel durch die
Kürbisse und warf die Kerne oben heraus. Hin und wieder beschwerte sich einer
der nun geisterhaften Küchenhilfen. Ich konnte von Glück sprechen, dass die beiden
anscheinend einige interessante Details über ihr Ableben nicht so recht
mitbekommen haben. Mögen die Nebel mir helfen, dass es auch nie dazu kommt!
Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich fertig und kletterte aus meinem
Kürbisgefängnis. Es war der Letzte gewesen und ich wähnte mich schon der Zwangsarbeit
für heute befreit, als der Chefkoch mich zu sich zitierte. „Fertig damit? Dann geh
runter in die experimentelle Biologie und hole die nächste Ladung.“
Murren und Stöhnen half nichts – die Dinger mussten
herangekarrt werden und der Chefkoch war noch immer der Ansicht, ich hätte
Wiedergutmachung zu leisten. In den Gewächshäusern waren die Erntehelfer damit
beschäftigt, tausende von kleineren Kürbissen zu ernten – die Dinger, die
später von irgendwelchen armen Seelen in Teilen von Kryta aufgestellt und immer
dann ausgetauscht werden, sobald irgendeiner der Tyrianer ihnen ein
Schnitzgesicht verpasst hatte. Das war so ziemlich der miesteste Job, den das
Fest der Rückkehr des VERRÜCKTEN KÖNIGS zu bieten hatte, aber auch den musste
irgendjemand machen. Zum Glück nicht ich, denn meine Wenigkeit wurde in
Löwenstein gebraucht.
Mein Ziel waren allerdings nicht diese kleinen Dinger – das wäre
ja noch harmlos gewesen – sondern abermals die Exemplare, die die Abteilung für
experimentelle Biologie unter Führung der Alchemistin hervorbrachte. Im Gewächshaus herrschte
ein Dschungel, der es mühelos mit Maguuma aufnehmen konnte. Zwischen zirkuszeltgroßen
Blättern ragten gigantische orangerote Findlinge empor, die von Arbeitern mit
Äxten mühevoll von ihren Stängeln abgehakt wurden.
„Was willst du hier?“,
fragte die Gewächshausleitung, eine besonders kleine Asura und Gehilfin der verrückten
Alchemistin.
„Kürbisse holen, für den Chefkoch.“
„Aha. Komm mal mit“, forderte sie mich auf und führte mich
zu einem gewaltigen Schwebekarren, auf dem gleich fünf gewaltige Kürbisse
geladen waren. Nach einem stolzen Vortrag über die gelungene Züchtung eines Cucurbita
maxima irre giganticus ließ sie mich endlich ziehen. Und was sagte der Chefkoch
zu den Dingern? Na, was wohl! „Wunderbar! Viel Spaß damit morgen.“