21. Dezember
Arekk räusperte sich: „Wir haben es uns zur Aufgabe gesetzt, anlässlich des Wintertags durch Tyria zu ziehen, die Bewohner zu erfreuen und so den Zauber des Wintertags in die Herzen vieler Leute zu tragen. Darum möchten wir auch Euch helfen, damit Ihr wieder lachen könnt. Ihr habt von einem Freund gesprochen, mit dem Ihr den Streit hattet. Ich möchte Euch etwas zu Freunden sagen. – Wahre Freunde findet man weder einfach noch schnell, doch sie sind unersetzbar. Man kann ehrliche Freundschaft nicht kaufen, kann sie nicht erzwingen. Sie beruht auf Gegenseitigkeit. Vielleicht behaltet Ihr das im Hinterkopf und sprecht noch mal in Ruhe mit Eurem Freund. Ich bin mir sicher: Ein Gespräch in einer ruhigen Minute, dem Anderen einfach einmal zuhören … Das kann schon Wunder bewirken.“ Doch die Norn war nicht überzeugt: „Ihr habt leicht reden! Ich kenne ihn schon seit vielen Jahren und eigentlich wollten wir bald zusammenziehen. Doch das ist jetzt alles vorbei, alles ist …“ Die letzten Worte blieben ihr im Halse stecken und sie schluchzte auf. Nuaana umarmte sie nochmals und hob behutsam ihr Kinn an, sodass sie sich in die Augen blickten. „Ihr dürft nicht so leicht aufgeben. Wartet womöglich ein paar Tage und sprecht dann nochmals mit Eurem Freund. Ich bin mir sicher, dass Ihr so das Problem aus der Welt räumen könnt. Und ich sehe, dass er Euch wirklich viel bedeutet, sonst würdet Ihr schließlich nicht so trauern. – Bitte nehmt das hier.“ Und mit diesen Worten reichte Nuaana der Norn ein bunt verpacktes Geschenk, nicht größer als eine Faust. Die Norn setzte Nuaana wieder ab und entfernte langsam das bunte Papier, öffnete die zum Vorschein kommende Schachtel und nahm eine Spieluhr aus der Box. Sie drehte vorsichtig den Schlüssel an der Seite, um die Uhr aufzuziehen, doch nichts geschah. Die Spieluhr blieb stumm. Verwirrt blickte sie die Asura an. „Was soll ich mit einer kaputten Spieluhr?“ Doch statt einer Erklärung entgegnete Nuaana ihr: „Ich wünsche Euch viel Erfolg. Nehmt die Spieluhr mit zu ihm und Ihr werdet verstehen, ich verspreche es! Und eine letzte Sache noch, bevor wir gehen: Wir würden uns sehr freuen, wenn wir uns zum großen Wintertags-Fest in Löwenstein wiedersehen.“ Damit wendete sie sich Arekk zu und die Beiden gingen zurück, den Hang hinauf. Kurz bevor sie im Schneetreiben ganz aus der Sichtweite der Norn verschwanden, drehten sie sich noch einmal um und winkten ihr zu. Arekk hätte schwören können, dass sie lächelte, während sie die filigran gearbeitete Spieluhr in den Händen drehte. Sie zeigte zwei Figuren, die eng miteinander tanzten.