Ort: Götterfels Rurikstadt
Charaktere: Nemo
NPC's: Gräfin Anise, Lady Pandora (Nemos Mutter), Ministerin Wi und div. Personen
Des Mesmers Alpträume (Teil I)
Nemo runzelte die Stirn und schaute misstrauisch Richtung Anise, welche soeben Lady Alexis „entführte“.
„Mir gefällt das nicht“, sagte er mit entgeisterter Stimme.
Pandora legte ihre Hand auf seine Schulter und drehte ihn in seine Richtung.
„Du wirst schon mit ihr zurechtkommen. Dieses Mädchen ist Nichts im Vergleich zu den Gefahren mit denen du dich in den letzten Jahren herumgeschlagen hast.“
„Ich meinte auch nicht Alexis. Sondern das die Großmeister diese Entscheidung getroffen haben. Da ist doch was im Busch. Ich trau diesen Leuten nicht.“
„Versteif dich nicht auf etwas, das nicht existiert Nemo. Die Großmeister hegen eine große Sympathie dir gegenüber, deine lange Abwesenheit hat daran nichts geändert.“
Nemo lächelte seine Mutter an.
„Vielleicht hast du Recht. Ich glaube, ich gönne mir ein heißes Bad, bevor das Gremium beginnt. Etwas Ruhe kann nicht schaden.“
Pandora nickte.
Kerzenlicht erhellt das Badezimmer, in dessen Zentrum sich eine aus weißer Keramik gebaute Wanne befand, welche fast bis zum Rand mit heißem Wasser gefüllt war. Das Wasser hatte einen leichten türkisen Farbton, welchen es von dem Jademeer-Badesalz hatte, welches Nemo sehr gerne verwendete. Es erinnerte ihn daran, woher er eigentlich herkam, da seine Wurzeln aus dem canthanischen Reich stammten, welches seit Jahren von Tyria abgeschottet war.
Er legte seine Kleidung ab und stieg kurz daraufhin in die Wanne. Heißes Wasser umhüllte seinen Körper und das Aroma des Salzes prickelte auf seiner Haut. Er griff nach der bereits geöffneten Weinflasche die neben der Wanne stand und nahm einen kräftigen Schluck, ehe er sie wieder zurückstellte und für einige Sekunden mit dem Kopf untertauchte.
Wär ich doch nur in Löwenstein geblieben und hätte beim Wiederaufbau geholfen… dann wäre ich vermutlich nicht in dieser Situation.
Er tauchte wieder auf und wischte sich das Wasser vom Gesicht. Als er die Augen wieder öffnen konnte, blickte er sich um und blieb an dem Lyssagemälde hängen, welches eine der Wände zierte.
„Du findest das wohl auch komisch?“
Nemo musste beim Gedanken, sich bei einem Gemälde zu beschweren, auflachen und wischte sich den kondensierten Dampf von der Stirn. Er schloss die Augen und versuchte die Gedanken der vergangenen Wochen zu ordnen und das Puzzle zu lösen, welches ihm vorgeworfen wurde.
Seine Überlegungen wurden abrupt unterbrochen, als er die Tür knarren hörte.
„Normalerweise klopft man an, Mutter.“
Als jedoch keine Antwort kam, öffnete er die Augen und ihm fiel die Kinnlade runter.
„Gräfin Anise! Was habt Ihr hier zu suchen?!“, rief Nemo entsetzt und richtete sich leicht auf.
Die Gräfin grinste unheimlich, was ihm gar nicht gefiel.
„Welch delikater Anblick. Ist doch schon eine Weile her, euch so gesehen zu haben.“
„Beantwortet meine Frage: was habt Ihr hier zu suchen?!“
Anise bewegte sich anmutigen Schrittes an der Badewanne vorbei und stand nun hinter Nemo. Dieser versuchte sich zu bewegen, doch ihm gelang es nicht. Er war wie gelähmt, offenbar hatte Anise ihn mit ihrer Macht im Griff.
„Was ich suche ist ganz einfach zu beantworten… Euch!“
Anise Hände rissen an Nemos Haaren und drückten seinen Kopf Unterwasser. Er versuchte sich zu wehren doch es war vergebens. Anise Hände drückten ihn runter mit der Kraft eines Ettins. Er versuchte einen Zauber zu wirken doch auch das gelang nicht. Er strampelte wild mit den Beinen, in der verzweifelten Hoffnung, genug Wasser aus der Wanne zu bekommen. Das Badesalz brennte in seinen Augen, als er versuchte diese zu öffnen. Die Welt ringsum ihn schien abzusaufen. Seine Kraft ließ nach und seine Gegenwehr wurde schwächer. Seine Sicht verschwamm…
Ruckartig tauchte Nemo auf und schnappte tief nach Luft. Das Wasser schwappte hinaus und riss die Weinflasche mit sich, welche den Boden rot färbte.
Er stand auf und blickte sich um. Niemand war da außer ihm.
Bei Lyssa, war das schon wieder nur ein Alptraum?
Er beruhigte seinen Atem und hockte sich wieder nieder in das mittlerweile nur noch lauwarme Wasser.
Ich werde noch verrückt. Dass kann doch alles kein Zufall mehr sein.
Nemo fasste einen Gedanken.
Dem mach ich nun ein Ende.
„Mutter?“, rief Nemo.
„Ja?“, klang es dumpf von der anderen Seite der Türe.
„Hast du noch meine Kleidung vom Lyssa-Maskenball?“
„Aber natürlich. Du glaubst doch nicht, dass ich solch teuren und schönen Stoff wegwerfe?“
Nemo grinste.
„Kannst du mir es bitte raussuchen und aufs Bett legen. Ich denke, es kann nicht schaden mich heute etwas raus zu putzen.“
Laut tönten die Schritte, welche Nemos Lederstiefel verursachten durch die Halle, welche zum Saal der Mesmer führte. Die Leute an denen er vorbeiging musterten ihn skeptisch, was auch nicht ganz verwunderlich war. Er trug einen schwarzen Stoffmantel mit einem leicht violetten Muster, welcher seinen Schritten nachwehte. Darunter verbarg sich ein weißes Hemd, samt magentafarbenen Jacket auf welchem goldene Ketten befestigt waren. In der rechten Tasche seiner schwarzen Stoffhose verlief ebenfalls eine goldene Kette, an deren Ende sich eine Taschenuhr befand. Sein schwarzes Haar hatte er mit Wachs nach hinten gekämmt.
Es war schon lange her, dass sich Nemo dermaßen gekleidet hatte. Er mochte prunkvolle Outfits, doch gab es in den letzten Jahren kaum Anlässe dazu, diese zu tragen.
Er befand sich kurz vor dem Tor, welches in den Mesmersaal führte. Statt seine Schritte zu verlangsamen, schnippte er mit seinen Fingern. Die beiden Torflügel öffneten sich abrupt und der staub kräuselte sich rechts und links davon. Vorne am Podest befanden sich die Großmeister, ob es alle waren, konnte Nemo nicht erkennen, jedoch waren genug anwesend für seine Zwangsaudienz. Ihren Blicken nach, schienen sie etwas überrascht, wenn nicht sogar erzürnt zu sein.
„Lord Nemo!? Das Gremium beginnt doch erst in einer Stunde! Und schonmal etwas von anklopfen gehört?“, sagte Ministerin Wi, welche sich etwas von der Menge abspaltete und einen Schritt nach vorne ging.
„Auch wenn Ihr nun Großmeister seid, könnt ihr doch nicht einfach in eine Sitzung reinplatzen“, ertönte es aus der Menge. Nemo vermutete, dass es die Stimme von Großmeister Samuel war, einer der Ältesten.
„Es gibt Dinge die können nicht warten und sind beim Gremium fehl am Platz, daher möchte ich jetzt eine Audienz“, erwiderte Nemo in einem etwas ernsten Tonfall und legte eine starke Betonung auf das Wort ‚Jetzt‘
„Lord Nemo,“ sprach erneut Lady Wi leicht erzürnt, „es ist unerhört, dass ihr einfach so in eine Sitzung reinschnallt und eine Audienz von uns verlangt. Unsere Zeit ist kostbar! Und für was haben wir eigentlich Wachen?“
„Die schlafen“, antwortete Nemo kühl.
„Ach, Amateure. Wie dem auch sei, ich bitte euch nun….“
„Nein. Ich, Lord Nemo van Adeel, Gesegneter der Lyssa, Lichtbringer des Ordens der Gerüchte, Held von Löwenstein und Mesmer-Großmeister verlange eine Audienz hier und jetzt!“
Nemos stimme hallte durch den Saal und brachte die Großmeister zum Schweigen. Lady Wi wollte erneut etwas sagen, als sich eine Gestalt aus der Masse hervordrängte.
„Seit wann sind euch den Titel so wichtig? Es ist schon lange her, dass ich diese aus eurem Mund gehört habe“, sprach Gräfin Anise, welche hervortrat und sich Nemo näherte.
„Sind sie nicht. Aber euch anscheinend, wenn man gehört werden möchte.“