Orte: Provinz Metrica - Desider Atum ; Caledon Wald - Dorf Astorea
Personen: Amelia De Molia
NPC's: |
Schneidermeister Kunk und Meisterkoch Flimm - Desider Atum; Provinz Metrica |
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Nekromanten Trainerin Arwenda (alte Bekannte) - Dorf Astorea; Caledon Wald |
Erwähnt: |
Taiscelai - Freundin der Familie "De Molia" - lebt im Haus Kahedins im Hain |
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Sephia - Amelias kleine Schwester |
Der Morgen danach
Sehr früh am Morgen werde ich von meinen schrecklichen Träumen aus dem Schlaf gerissen. Gerade noch rechtzeitig erinnere ich mich, wo ich bin und kann so einen Aufschrei unterdrücken. Ich bin mal wieder klatschnass geschwitzt.
Ich setze mich auf und atme bewusst tief ein und aus. Mein kleiner Begleiter - der übrigens auf den Namen Baron von Scrufflebutt hört - setzt sich neben mich und schnurrt mich leise an. Das beruhigt mich, er weiss das. Ich schüttele kaum merklich den Kopf, um die Gedanken an meinen Traum los zu werden, und streichele dem Baron über den Kopf.
"Guten Morgen.", erklingt eine noch etwas verschlafene Stimme hinter mir, "Ihr seid aber früh wach." Ich drehe den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kommt und erkenne Flimm den Koch. "Guten Morgen. Ja, ich schlafe selten länger - so hat man mehr vom Tag.", ich ringe mir ein leichtes Lächeln ab. Flimm nickt und ich habe das Gefühl, dass er weiss, dass mehr dahinter steckt. Er kramt in seinen Vorräten, "Wie wäre es mit einem kleinen Frühstück?" "Das wäre gut, danke."
Flimm macht sich an seinem Herd zu schaffen und schaut kurz auf, als sich noch jemand zu uns gesellt. "Guten Morgen die Herrschaften.", grüßt uns eine Stimme, die mir vom Vorabend sehr bekannt ist. Es ist Kunk, der Schneidermeister, der mir von den Geschehnissen in Tyria berichtet hat. "Flimm bereitet Frühstück für Euch? Da bildet Euch mal was drauf ein, mit uns teilt er seine wundervollen Speisen nur selten.", Kunk zwinkert mir zu. "Ihr habt Euch uns gestern gar nicht vorgestellt", setzt er nach. "Ich heiße Amelia." Kunk nickt nur und setzt sich dann schweigend auf einen kleinen Hocker.
Keiner sagt etwas, bis Flimm uns Teller mit herrlich duftendem Essen reicht. Es schmeckt tatsächlich sogar noch besser als es ohnehin schon riecht. 'Von ihm könnte ich noch etwas lernen.', denke ich und genieße mein Frühstück. Ein klägliches Maunzen gibt mir zu verstehen, dass ich fast vergessen hätte, dass da noch jemand Hunger hat. Ich stelle meinen Teller auf den Boden neben mich und schaue Scrufflebutt zu, wie er die leckere Speise leise schnurrend bis auf den letzten Krümel verputzt.
Meine Gedanken kreisen.. ich überlege, was ich als nächstes tun sollte. Die Geschehnisse ignorieren? Nein, dass kann ich nicht.. nicht nach dem Kunk diesen einen Namen erwähnt hat. Den Namen des Wesens, das meinen bisherigen Recherchen nach die Schuld daran trägt, dass ich keine Familie mehr habe.
Eine Taube flattert an Kunk vorbei und lässt ihm einen Brief in den Schoß fallen. "Ah, darauf habe ich gewartet.", ein Lächeln umspielt seine Lippen. Er öffnet den Brief und liest stillschweigend. Seine Gestik ist vielsagend, mal nickt er, mal runzelt er die Stirn, mal weiten sich seine Augen. Letztendlich faltet er den Brief wieder zusammen und steckt ihn zurück in den Kuvert. "Amelia, auch wenn Ihr schweigsam seid, was Eure Person betrifft, war mir bereits gestern schon bewusst, dass Ihr nicht zufällig hier seid." Ich schaue auf und mustere ihn, 'meint er das gerade ernst?' "Ihr seid seit vielen Jahren auf der Suche nach etwas. Ihr hattet gestern Abend des öfteren diesen gewissen Gesichtsausdruck, den Menschen immer dann haben, wenn sie an etwas Schmerzliches erinnert werden." Ich nicke nur, er fährt fort, "Ich habe noch gestern Abend einen Brief an eine alte Bekannte geschickt und wie erhofft, hat sie schnell geantwortet. Ihr Name ist Arwenda." Ich schaue ihn verdutzt an, als er mir den Brief reicht, "Lest selbst, ich bin mir sicher, Ihr werdet das Richtige tun, auch wenn Ihr selbst noch nicht wisst, was das genau sein wird."
Die Worte des alten Asura verwirren mich so sehr, dass ich es erst gar nicht versuche dies zu verbergen. Ich nehme den Brief entgegen und lese. Schließlich senke ich die Arme und schaue zu Kunk, "Woher wusstet Ihr..?" Er schüttelt leicht den Kopf, "Das ist nicht wichtig. Wichtiger ist, dass Ihr Euch auf den Weg macht, junge Dame." Ich nicke wieder nur.
Selbst Flimm scheint mehr zu verstehen, als ich es in diesem Moment tue, denn er reicht mir - ohne, dass ich danach gefragt hätte - einen kleinen Beutel mit gutem, lang haltbarem Proviant. Ich schaue ihn an, "Ihr kanntet sie, oder?" Beide Asura nicken. "Gut, dann ...", ich fange an meine Sachen zusammen zu packen.
Schon wenige Minuten später bin ich bereit zum Aufbruch. Ich stecke Flimm noch ein paar Goldstücke zu. "Wir werden uns wieder sehen", richte ich an beide. Sie lächeln mich an und das erste Mal seit so vielen Jahren habe ich wirklich das Gefühl, nicht gänzlich allein zu sein.
Eine alte Bekannte
3 Tagesmärsche später befinde ich mich in einem Gebiet, dass ich aus meiner Kindheit in Erinnerung behalten habe - der Caledon Wald. Es ist die Heimat der Sylvari. Meine Eltern kamen früher oft hier her und kauften große Mengen an Wurzeln und Kräutern, die man in den Zittergipfeln für einen guten Preis weiter verkaufen konnte. Mein Ziel, das Dorf Astorea, liegt schon in Sichtweite. Immer und immer wieder habe ich mir den Brief durchgelesen und versucht den Inhalt gänzlich zu verstehen - bisher ohne Erfolg.
Ich komme im Dorf an und mein Schritt wird schneller, ich kann die Nervosität nur noch schwer unterdrücken. Schon vom Weiten erkenne ich sie - Arwenda - denn sie ist anders, als die anderen Sylvari hier. Bereits aus einigen Schritten Entfernung winke ich ihr zum Gruß.
Bei ihr angekommen, schenkt sie mir ein Lächeln, "Du bist groß geworden, Amelia. Als wir uns das letzte mal sahen warst du ..?" "Ich war 8.", antwortete ich. Arwenda ist Nekromanten Trainerin. Sie kennt mich, weil sie mich früher unterrichtet hat. Immer wenn wir hier zu Gast waren und unsere Eltern von Dorf zu Dorf gingen, um ihre Einkäufe zu tätigen, blieben meine Schwester und ich bei ihr. Ich schaue sie fest an, "Du weisst also, was damals passiert ist?" Sie nickt. "Aber woher?"
Sie setzt sich und bedeutet mir mit einer Geste, es ihr gleich zu tun. Ich folge der Aufforderung und schaue sie erwartungsvoll an. "Ich denke, Amelia, es gibt neben mir in deinem Leben noch weitere Menschen, die du in deinem Schmerz vergessen hast. Du fühlst dich einsam und verlassen, aber das bist du nicht. Glaub mir." Sie überlegt kurz und spricht dann weiter, "Der Tod deiner Eltern erreichte schnell auch die hintersten Ecken Tyrias. Sie waren bekannt und vielerorts geschätzt. Jeder, der deine Familie näher kannte, hofft ebenso sehr wie du, dass Sephia noch lebt und du sie eines Tages finden wirst." Ich zucke zusammen. Es war das erste Mal seit 14 Jahren, dass jemand den Namen meiner Schwester aussprach.
Ich schaue sie an, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. "Ich denke, du wirst nicht alles verstanden haben, was in dem Brief steht, den ich Klunk geschrieben habe?" Ich schüttele leicht den Kopf. Sie überlegt wieder kurz, "Amelia, ich möchte, dass du zum Hain gehst. Du wirst dich sicher an Taiscelai erinnern. Ich werde ihr einen Brief zukommen lassen, dass sie für dich eine Audienz beim Blassen Baum erbittet. Nur der Mutterbaum selbst kann dir Antworten auf deine Fragen geben." Ich finde meine Stimme wieder, "Der Blasse Baum? Warum sollte sie mir eine Audienz gewähren?" "Sie ist weitsichtiger als viele denken und ich bin mir sicher, sie weiss bereits, dass du eine größere Rolle spielen wirst als viele andere Bewohner Tyrias." Meine Augen weiten sich. "Ich verstehe immer noch nicht, warum ich auf einmal so wichtig sein soll. Ich will doch nur meine Schwester finden. Was habe ich denn ich mit den Ereignissen Tyrias zu tun?"
Arwenda legt mir ihre Hand auf den Arm. "All diese Fragen wird dir der Blasse Baum beantworten. Nun mach dich auf den Weg. Wir sehen uns sicher bald wieder.", sie lächelt mir zu. Eine seltene Geste. Sie ist mir ähnlich, aus diesem Grund vertraute ich ihr auch schon als Kind. Noch verwirrter als vor knapp einer Stunde, nehme ich meine Sachen wieder auf und wende mich zum Gehen. "Amelia eins noch, sollte dir, in der dir bevorstehenden Zeit, jemand über den Weg laufen, der sich dir als Gefährte anbietet - lehne ihn nicht ab." Sie erkennt meinen verwunderten Blick und setzt nach, "Du wirst ihn erkennen, wenn es soweit ist." "Ich danke dir Arwenda. Wir werden uns wieder sehen, ich verspreche es." Ich hebe zum Abschied kurz die Hand und wende mich zum Gehen ..
Ich bin noch keine 10 Minuten in Richtung Hain unterwegs, als ich über mir eine weiße Taube hinweg fliegen sehe. 'Das ging aber wirklich schnell..' , denk ich und versinke anschließend tief in meinen Gedanken, 'Vor knapp einer Woche war ich noch ganz allein auf der Suche nach meiner Schwester ... jetzt befinde ich mich auf dem Weg zu einer Audienz mit dem Blassen Baum - was geschieht hier nur?'