„Da habt Ihr beiden ja ein schönes Unheil angerichtet“, stellte
Lexxiz nüchtern fest, als Syrin sich unter einem herabhängenden Kabelbündel im
Labor des Asuras hindurchduckte.
„Haben wir?“, fragte Syrin und erntete dafür einen
spöttischen Blick. Irgendwie schaffte dieses kleine Wesen es hervorragend,
herablässig nach oben zu schauen. „Natürlich habt Ihr! Wer denn sonst? Du
wolltest es schließlich unbedingt Deinem Tribun nachtun und
Heldentaten in den Nebeln vollbringen. Das hast Du jetzt davon.“
Syrin knurrte finster. Leider hatte der Asura vollkommen
recht – auch wenn er es ihr nicht so schonungslos um die Ohren hätte hauen
müssen.
„Nicht Syrin, ich habe meine Mütze verloren, mit der dieser
Rijja den multiinterdimensionalen Sphärentranslokator gebaut hat“, wandte Elna
ein.
„Pah!“ Lexxiz winkte ab. „Das hat denen die Sache nur
leichter gemacht. Vermutlich hätten auch ein paar Fellbüschel von Syrin
ausgereicht. Aber ich habe eine gute Nachricht für Dich, Charr: Du wirst noch
zu Deiner Heldentat in den Nebeln kommen, denn dieses Unheil muss wieder
richtiggestellt werden und dreimal dürft Ihr raten, wessen Forschung Euch
dabei helfen wird.“
„Die von Zojja?“, konnte Syrin sich den Seitenhieb nicht
verkneifen, als Lexxiz ihr nur einen finsteren Blick zuwarf.
„Dieser Rijja ist nicht der einzige, der die Nebel
erforscht. Ich habe zwar keinen MIST konstruiert, aber ich weiß, wie dieser
MIST wahrscheinlich funktioniert. Wenn man einen ausreichend mächtigen Dimensionsanker
in den MIST integrieren würde, kann ich die sichere Wahrscheinlichkeit
evaluieren, dass dieser bekloppte Hof wieder dahin verschwindet, wo er
hergekommen ist. Und hier kehrt dann endlich wieder Ruhe ein.“ Mit einem
finsteren Blick starrte Lexxiz auf den Schnitzkürbis, den jemand auf magische
Weise direkt in sein Labor gestellt hatte. „Und wir dachten immer, dass
irgendwann die magischen Siegel brechen würden. Konnte ja keiner ahnen, dass Ihr
zwei Helden das ganze noch beschleunigt.“
„Moment mal, Ohrenzwerg!“ So langsam juckte die Wut in
Syrins Klauen. „Du hast uns in diese Ruinen geschickt, damit wir für Dich da
Beobachtungen durchführen! Das ist also auch …“
„Hört auf zu streiten! Syrin! Lexxiz! Das hilft niemandem.“
Elna atmete hörbar ein und sah bittend zu Syrin auf. „Ich weiß, wir sind alle
angespannt, weil da draußen jetzt ein vormals verbannter König herumrennt, aber können
wir endlich die Vorwürfe beiseitelassen und nach Lösungen suchen? Lexxiz, Du
meintest, Deine Forschung könne uns helfen. Wie genau?“
Der Asura grinste und zeigte dabei seine spitzen Zähne. „Oh,
ganz einfach. Ihr müsst in die Nebel zurück und dort einen ausreichend starken
Dimensionsanker finden. Wenn wir den in den MIST intergieren, verschwindet unser
Problem sozusagen von allein wieder zurück in die Nebel. Das repariert zwar
die Siegel nicht, die den Verrückten König verbannen, aber darum können sich
dann irgendwelche Verbannungsspezialisten kümmern.“
„Und was wäre ein passender Dimensionsanker?“, grollte Syrin
und sah sich im Labor um.
„Lass es, Charr. Wenn ich einen hätte, wäre das da draußen
ein guter Grund, den auch einzusetzen“, meinte Lexxiz und zeigte auf einen
Bildschirm, auf dem gerade eine Aufnahme der mystischen Schmiede zu sehen war,
über der ein gewaltiger Kessel an stählernen Ketten schwebte. „Wir brauchen
etwas aus den Nebeln, etwas, das die Nebel selbst repräsentiert und das eine
stärkere Sogwirkung auf den Verrückten Hof ausübt als eine Wollmütze. Ich
würde es als ‚die Essenz der Nebel‘ bezeichnen – einen kleinen Teil der Nebel
selbst. Ja, das sollte funktionieren.“ Lexxiz grinste. „Zum Glück habe ich
einen fähigen Dieb bei der Hand, der es schaffen sollte, die Essenz dann in den
MIST einzubauen.“
Elna schüttelte mutlos den Kopf und auch Syrin spürte, wie
ihre Stimmung weiter sank. „Das ist hoffnungslos, Asura. Wie sollen wir das
machen?“
„Indem ich Euch ein Portal in die Nebel öffne. Das immerhin
kann ich tun. Und um die Essenz einzufangen, kann ich Euch diesen
Dimensionsextraktor geben. Keine Ahnung, ob das Ding in den Nebel richtig
funktioniert, aber eine andere Chance haben wir nicht.“ Lexxiz drehte sich um
und kramte in einer Kiste. Schließlich reichte er Elna ein kleines Gerät
und eine Art Energiefeldbehälter. „Hier. Das ist der Dimensionsextraktor. Es
ist ein Prototyp, also passt auf damit. Einen zweiten habe ich nicht und
vermutlich auch niemand sonst.“
Elna nickte und sah zu Syrin auf. „Wie kommen wir in die
Nebel?“
Syrin schnaufte. „Vermutlich hat Oberschlau auch dafür
bereits eine Lösung, oder?“
„Allerdings.“ Lexxiz schniefte pikiert. „Habe mit so etwas
gerechnet, als diese Irren in Löwenstein angekommen sind, und mein altes
Nebelportal wieder flott gemacht. Die Reparatur hat mich meinen Toaster als
Ersatzteillager gekostet. Kommt mit.“
Syrin verzichtete darauf, nachzufragen, als der Asura
bereits losstiefelte und sie tiefer in sein Labor führte. Schließlich legte er
eine Reihe von Schaltern um und in einer Ecke begann sich in einem ringförmigen
Rahmen das Nebelportal aufzubauen. „Bitte sehr. Und kommt besser nicht ohne die
Essenz der Nebel zurück.“
Na dann. Mit gestäubtem Fell spürte Syrin, wie Elna nach
ihrer Pranke griff. „Zusammen?“
Sie nickte nur. Reizende Aussichten waren das, ihr Leben
diesem zusammengehusteten Asuraschrott anzuvertrauen. Leider hatten sie kaum
eine andere Wahl.
Als Syrin durch das Portal trat, dachte sie für einen Moment,
Lexxiz hätte sich einen Spaß erlaubt, denn noch immer standen sie in seinem
Labor. Nur dass der Asura nicht da war. Stattdessen waberten geisterhafte
Nebelschwaden durch die Luft und die Wände. „Wir sind tatsächlich in den
Nebeln“, murmelte Syrin und sah zu Elna hinunter, die betreten auf ein
rauchendes Dings in ihrer Hand starrte.
„Aber dafür hat der Dimensionsextraktor die Reise nicht
überlebt.“
Frustriert knurrte Syrin die Nebel an. „Und nun?“
„Müssen wir wohl einen anderen Weg finden.“