Ich hab' mir den Thread und das erste Video mal angeschaut und hätte das folgende dazu zu sagen.
Also erstmal ist das Video technisch gesehen eine saubere Arbeit. Kompliment dafür!
Das Video als angekündigter Eröffner des Channels bestimmt den Ton und definiert das ganze Konzept des Channels. Das ist wie der erste Blick, mit dem man sich innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde einen zumeist für den Rest der Bekanntschaft prägenden Eindruck von einer bislang unbekannten Person macht.
Und da, muss ich gestehen, habe ich keinen so guten Eindruck gewonnen. Der Channel wurde von Jeromus als offizieller Youtube Auftritt von gw2community.de angekündigt, Anleitungen für Aktivitäten, Dokumentationen über organisierte Events, aber das Eröffnungsvideo passt nicht dazu.
Es zeigt nicht vordergründig ZdW Pfad 1, sondern es fängt, platt ausgedrückt, mit dreieinhalb Minuten Selbstdarstellung der Protagonisten des Dungeondurchgangs an. Und das sind die wichtigsten Minuten des Videos! Wer sich mit Youtube Analytics die durchschnittliche Wiedergabedauer solch langer Videos anschaut, wird auf 3 bis 4 Minuten kommen, wenn überhaupt. Die meisten drehen schon nach weniger als 60 Sekunden ab.
Ein Zitat aus dem Kommentar: "...um euch ein bißchen uns vorzustellen..." - damit ist gw2community.de gemeint, aber dem Zuschauer erscheint es als reine Vorstellung des Teams.
Ihr müßt davon ausgehen, dass die meisten Zuschauer des Channels noch nie etwas von der gw2community.de Webseite gehört, geschweige denn sie besucht haben. Die weitaus meisten Zuschauer kommen über die youtube Suche und werden niemals forum.gw2community.de besuchen. Die interessiert nur das Video.
Ich habe bestimmte Vorstellungen von Videos, die etwas zeigen sollen. Vielleicht hilft euch das folgende bei der Findung eines Konzepts, falls ihr euch eigentlich einen sachlichen Charakter des Channels wünscht.
Möglicherweise hat sich der eine oder andere mal meine extrem simplen Videos angeschaut, zuletzt habe ich da ja einige Fraktale dokumentiert. Ich habe mich von den folgenden Leitlinien führen lassen:
- im Vordergrund steht grundsätzlich die Aufgabe, deren Lösung gezeigt wird. Namen von Spielern und Personenvorstellungen interessieren niemanden. Die Zuschauer wollen den Dungeon sehen, nicht die Leute.
- relevant sind die Wege und Abfolge von Gegnern. Wie "bedient" man diesen Dungeon, in welcher Reihenfolge holt man welche Gegner?
- das Video muss für sich alleine stehen. Es muss für jemanden, der es über die Youtube Suche gefunden hat, Sinn machen.
- in walkthroughs oder let's play nicht von Interesse sind spezielle Teamzusammenstellungen oder Builds. Die Klassen sind alle universell genug, so dass 90% des Spiels mit beliebiger Teamzusammenstellung funktioniert. Meta-Builds sind Schall und Rauch, schon nach dem nächsten Update verlangt man von den Leuten möglicherweise Builds zu spielen, die gar nicht mehr meta sind. Außerdem verleitet man Spieler dazu, sich Ausrüstung extra für diese Aufgabe zu beschaffen. Dabei soll das Video nur den Dungeon zeigen, aber nicht die Charakterentwicklung.
- will ich jemals Charakter- Gilden- oder Buildvorstellungen machen oder eine generelle Einführung in eine Video-Reihe wie z.B. die Fraktale, würde das in ein extra Video gehen, das nur dies beinhaltet.
- das Video soll universell sein. Es soll selbst nach geringfügigen Änderungen im Spiel weiterhin brauchbar sein. Zeigt man einen hochoptimierten Durchgang, erzieht man die Spieler dazu diese Vorgabe exakt nachspielen zu wollen und mit nichts als dem Optimum zufrieden zu sein. Auch jegliche Balance-Änderung des Spiels kann so ein Video weitgehend nutzlos machen.
- Ich will Allerweltsdurchgänge zeigen, in denen sich jeder wiederfinden kann. Ich will zeigen, dass das jeder schaffen kann, nicht nur ein "pro-Gamer".
- das Video muss so kurz wie möglich und so lang wie nötig sein. Man muss um jede Sekunde kämpfen, die man rausschneidet. Jede rausgeschnittene Sekunde erhöht die Zuschauerbindung, weil weniger uninteressante Dinge verbleiben, bei denen die Leute aussteigen. Andererseits ist es der Authentizität wegen erforderlich, manchmal eben doch nicht zu schneiden. Diese Stellen kann man mit dem gesprochenen Kommentar überbrücken. Schneidet man zuviel weg, fehlen die Dinge, weswegen sich unerfahrene Leute das Video vielleicht überhaupt anschauen. Lange, statische Kämpfe und Herumstehen kann man kürzen, Laufwege nicht.
- den Kommentar nachvertonen. Wir sind nicht beim streamen, wo man den ganzen Inhalt sofort produzieren muss. Lieber hinterher in Ruhe den Kommentar sprechen und dazu mischen. Dann kann man sich verbessern, Texte mehrfach sprechen bis sie sitzen. Vor allem kann man sich in Ruhe die Worte zurecht legen (ich tippe ziemlich detaillierte Notizen vor). Man vergisst dann auch nichts. Und man kann den Kommentar auf das geschnittene Video legen und so die gegebene Zeit optimal verteilen, wo es jeweils am besten passt. Dann muss man nicht am Anfang 5 Minuten lang herumstehen, während der Kommentator die Einleitung spricht, sondern man kann die Einleitung über die ersten Kämpfe legen, die in aller Regel sowieso uninteressant sind.
Als Beispiel ein Audacity Screenshot mit dem importierten ingame-sound oben und unten mein fertig editierter Kommentar:
[Blockierte Grafik: http://www.wombaz.de/screens/audacity%20fraktale.jpg]
Das sind unzählige Schnipsel, die ich exakt dort platziert habe, wo sie hingehören. Auch meiner Unfähigkeit geschuldet, nicht spontan genug zu sein und alles perfekt getimed und in einem Rutsch einsprechen zu können.
Konkret zu dem Video:
Rumalbern und rumlachen ist auf Dauer nervig und einem sachlich gemeinten Video nicht angemessen. Ich persönlich mag lieber einen sachlichen, etwas trockenen, gern auch etwas sarkastischen Kommentar, der seine Wirkung beim zuhören entfaltet. Ich gebe zu, meine gesprochenen Kommentare sind jetzt nicht der Ausbund an Fröhlichkeit und Lebendigkeit, mir aber schon lieber als die Aufzeichnung eures fröhlichen Teamspeak-Gequassels während des Durchgangs, der für Außenstehende eher fremd wirkt, weil er nicht dabei ist. Einer der spricht, und der sachlich erklärt was jetzt vor sich geht, wäre besser.
Nehmen wir mal die Erklärung des Kampfs gegen den Troll: es reicht aus, wenn einer sagt wo die Gruppe hin soll und wie man dann kämpft. Es braucht nicht von jedem lauter Zwischenfragen "oh ja", "alles klar", "ich sehs nicht" "ach ja da unten" usw. Der Zuschauer sieht doch das, wo die alle hinspringen. Er braucht nicht die Geräuschkulisse einer durchaus aufgedreht durcheinander redenden Gruppe vom Leuten. So laut, wie ihr euch aufführt, führen sich bei uns 15 Leute im Channel auf, wenn wir zusammen die Gildenmissis machen, und wir auch schon ein wenig Feierabendbier intus haben.
Ihr habt jetzt mit einem der langweiligsten Dungeonwege in GW2 auch nicht den optimalen Einsteiger gefunden. Da muss man schon mit was interessantem ankommen. Ich habe z.B. für meine Fraktalvideos extra die Grawle als erstes veröffentlicht, denn das ist etwas, das die Leute im Vergleich zu manch anderem Fraktal sicher interessanter finden. Jedenfalls eher als den Moosmann.
Ich habe von allen Fraktalen mehrere Aufzeichnungen gemacht. Wir haben das einfach gespielt, und ich habe aufgezeichnet - die meisten dürften sogar vergessen haben, dass ich Wochen zuvor angekündigt hatte unsere 49er runs aufzuzeichnen und um Zustimmung gebeten hatte. Und dann habe ich die ausgewählt, die am besten die Charakteristik des jeweiligen Fraktals zum Vorschein gebracht haben. Allein vom nicht kategorisierten Fraktal, das ich als nächstes zeigen werde, habe ich 6 verschiedene Durchgänge aufgezeichnet. Der Authentizität wegen kann man ja nicht aus verschiedenen Aufzeichnungen zusammenschnippeln, denn das sieht wie cheaten aus.
Ich habe dann mein erstes Video von meiner Gilde testsehen lassen, und sie haben was dazu gesagt. Daraufhin habe ich dann z.B. den Kommentar weitgehend neu angefertigt. Das erste Video ist das wichtigste! Das darf man nicht einfach so raushauen. Ein Mindestmaß an Feedback sollte hier bereits schon verarbeitet worden sein.
Jetzt zum Ende. Hier ist nochmal die Werbung und Einladung für gw2community. Das passt hier wieder ebenso wenig wie die Einleitung. Ist das ganze ein Werbevideo, oder ist es die Beschreibung für ein ZdW Durchgang? Für ein Werbevideo ist das ganze um knappe 30 Minuten zu lang. Für ein ZdW Durchgang ist es fehl am Platz. Entscheidet euch, was ihr zeigen wollt. Das eine oder das andere. Bedenkt auch, dass nahezu alle Zuschauer spätestens beim Erscheinen der Endtruhe das Video zumachen werden und die Einladung gar nicht hören werden, denn nach der Endtruhe kommt ja nichts dungeonmäßiges mehr.
Langer Rede, kurzer Sinn:
Stellt ein Konzept auf für das, was im Channel erscheinen soll.
Es werden verschiedene Dinge sein.
Die Dinge könnten sein: "Dungeon-Anleitung" "gw2community Werbung und Selbstdarstellung" "fröhliches let's play", "Build-Vorstellung" "Event-Orga Beschreibung".
Stellt für jedes dieser Dinge einfache Leitlinien auf, die für diese Dinge gelten sollen. Es werden pro Ding ganz verschiedene Leitlinien sein.
Und es müssen verschiedene Leitlinien sein, denn man kann Themen nicht im selben Video vermischen. Ein Video ist keine Magazinsendung. Euer erstes Video ist eine Mischung zwischen fröhlichem let's play und gw2community Werbung, angereichert mit etwas zuviel Selbstdarstellung der Teilnehmer. Das passt alles nicht zusammen in ein Video.
Haltet euch an die Leitlinien.
Überlegt genau, wie die Wirkung eines jeden produzierten Videos auf einen Außenstehenden ist. Versetzt euch in die Rolle eines Außenstehenden, der über die Youtube Suche auf das Video gekommen ist und bewertet es danach.
Seht anhand früherer Kritik mögliche Kritik an einem neuen Video voraus und paßt das Video entsprechend an, bevor es veröffentlicht wird.